Bei der gestrigen Verleihung des Bürgerpreises in der Mauersberger-Aula Annaberg-Buchholz unter dem Motto "Vielfalt fördern - Gemeinschaft leben" erhielt unser Juniorenverantwortlicher Steve Rother (oben links) den "Freie-Presse"-Sonderpreis für seine außergewöhnliche Arbeit im Nachwuchsbereich unserer Bergstadt und vor allem im Ortsteil Herold. Über 100 Leute schlugen ihn für diese besondere Ehrung vor.


Dem Vorstand ließ Steve Rother heute Morgen folgende "Stellungnahme" zukommen. Sehr bewegend und dennoch sachlich formuliert er in dieser seine Gedanken zur Vereinsarbeit in der Region. Absolut lesenswert! Danke Steve - Wir sind wahnsinnig stolz auf dich!

„Vielfalt fördern – Gemeinschaft leben.“ Unter diesem Motto stand der von der Sparkasse Erzgebirge und der Freien Presse ausgelobte ‚Bürgerpreis 2014‘. Als ich davon erfuhr, dass mich knapp 100 Leute für diesen Preis vorgeschlagen haben, war ich überrascht und skeptisch: Passt das, was wir in unserem Verein machen denn zum Motto? Und ist es überhaupt auszeichnungswürdig, wenn sich jemand auf einen Fußballplatz stellt und versucht, Kindern das Fußballspielen beizubringen?
Vielfalt fördern. Wie tragen wir als Verein dazu bei, Vielfalt zu fördern? Wir spielen doch hauptsächlich Fußball. Fußballer sind manchmal eher einfältig als vielfältig (einige erinnern sich vielleicht noch an den legendären Ausspruch eines ehemaligen Profis: „Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien“). Worin liegt sie denn die Vielfalt? Wie fördern wir sie? Dann hab ich mir überlegt, vielleicht musst du über die Vereinsgrenzen hinaus schauen. Leisten wir als hauptsächlicher Fußballverein nicht einen Beitrag, die Vielfalt an Vereins- und Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene im Stadtgebiet aufrecht zu erhalten oder sogar zu bereichern? Leisten wir nicht auch einen kleinen Beitrag dazu, dass der Fußball im Erzgebirgskreis vielfältig bleibt? Hat unsere Arbeit also doch etwas mit der Förderung von Vielfalt zu tun?
Gemeinschaft leben. Trifft das zu? Gemeinschaft hat für mich etwas mit Solidarität zu tun – also dem Zusammenhalten aufgrund gleicher Ziele. Waren die letzten Jahre im Thumer Fußball nicht eher von Streitereien, die von persönlichen Befindlichkeiten herrühren, geprägt? War es nicht immer unheimlich schwierig, Helfer zu finden, die sich in den Dienst der Gemeinschaft stellen und mal den Sportplatz vorbereiten oder ein Spiel als Schiedsrichter leiten? Mit dem Zusammenschluss der Ortsteilvereine zu einem gemeinsamen Verein sind wir zumindest formal eine Gemeinschaft. Nun gilt es diese „neue“ vereinsnamentlich sogar verbriefte „Eintracht“-Gemeinschaft auch zu verinnerlichen, zu leben, gemeinsam an einem Strang zu ziehen und damit eben auch solidarisch miteinander umzugehen. Und das Wichtigste, wir sollten alle bemüht sein, diese gelebte Gemeinschaft auf die Kinder und Jugendlichen in unserem Verein zu übertragen, damit ein hohes Maß an Identifikation mit der Thum-Herolder Eintracht zu schaffen und so gemeinsam die Vereinszukunft erfolgreich zu gestalten.
Der Bürgerpreis 2014 – solche Auszeichnungen gebühren doch eigentlich Menschen, die sich bspw. für die Integration von sozial Schwachen oder Migranten engagieren, die humanitäre Hilfsprojekte vorantreiben – aber ein Nachwuchstrainer? Ich bin in den letzten Jahren vielen Trainern und Übungsleitern in anderen Vereinen begegnet, die sich auf hohem Niveau engagieren. Mir hat mal ein Trainerkollege aus Krumhermersdorf erzählt, dass er mit seiner F-Jugend in der Hallensaison, die ca. 10 Wochen umfasst, an 15 (!) Turnieren teilnimmt – und das neben Job, Familie mit zwei Kindern, Haus sowie Vorstandsvorsitz in einem Nachwuchsförderverein mit ca. 100 Kindern. Und da soll ich ausgezeichnet werden? Selbst in unserem Verein gibt es Ehrenamtliche, die teilweise seit vielen Jahren ihre Freizeit opfern, um den Verein im Nachwuchs-, aber auch Erwachsenenbereich voranzubringen. An dieser Stelle den Versuch zu unternehmen, alle zu nennen, würde wohl scheitern. Und da ich niemanden vergessen und damit berechtigterweise verärgern möchte, verzichte ich lieber darauf. Ich denke ihr kennt alle unsere Vorstände, Trainer, Übungs- und Mannschaftsleiter oder Helfer am besten.
Die Auszeichnung, die mir zuteil wurde, sehe ich als stellvertretend für alle, die den Weg unseres Vereins und der Vorgängervereine in den letzten Jahren begleitet und aktiv mitgestaltet haben. Ihnen gilt Dank und Anerkennung. Dabei muss Anerkennung nicht unbedingt eine Auszeichnung sein. Oft reicht ein persönliches Lob, ein Schulterklopfer für die sehr gute Arbeit und die geopferten Stunden, um denjenigen, die sich engagieren, die nötige Anerkennung zukommen zu lassen. Das ist aus meiner Sicht ein essentieller Bestandteil, um Gemeinschaft zu leben.
Wir sollten die Auszeichnung als Anerkennung dafür sehen, dass wir in den letzten Jahren vieles richtig gemacht haben. Wir sollten sie aber auch als Ansporn dafür nutzen, um die Mühen, für eine erfolgreiche und gemeinschaftliche Vereinszukunft, weiter zu intensivieren, nicht nachzulassen und damit eben auch die eingangs erwähnte Vielfalt zu erhalten.
Als wir vor vier Jahren damit begonnen haben, der Nachwuchsarbeit im Verein ein Konzept zu geben, wussten wir nicht, ob das, was wir vorhatten, funktioniert. Ich denke, wir haben den Grundstein, vielleicht auch schon das Fundament für die Zukunft unseres Vereins gelegt – mehr aber auch nicht. Darauf aufzubauen, die nächsten Schritte zu machen, das wird die Herausforderung der nächsten Jahre sein.
So muss es uns u. a. gelingen, die Eltern der Kinder, die bei uns Fußball spielen, in einem höheren Maße davon zu überzeugen, dass wir gute Arbeit leisten und den Kindern damit Entwicklungsmöglichkeiten bieten können, die denen in anderen (größeren) Vereinen in nichts nachstehen.
Um diese Herausforderungen zu meistern, werden wir die Hilfe vieler Vereinsmitglieder benötigen. Dazu seid ihr alle aufgerufen. Niemand erwartet, dass sich jeder im Verein als Trainer, Übungs- oder Mannschaftsleiter mehrmals wöchentlich an den Spielfeldrand stellt. Auch die kleinen Hilfen – den Platz auf- oder abzubauen, sich als Schiedsrichter im Nachwuchsbereich oder Linienrichter im Erwachsenenbereich zur Verfügung zu stellen, die Kabinen zu kehren oder Getränke am Spieltag zu verkaufen – die sind mindestens genauso wichtig, wie die wöchentliche Trainings- und Wettkampfarbeit. Hier kann sich jeder einbringen.
Wir werden aber auch auf die Unterstützung unserer Stadt angewiesen sein, in deren Verantwortung die Aufrechterhaltung und Modernisierung der sportlichen Infrastruktur liegt. So ist es aus meiner Sicht unerlässlich, dass in absehbarer Zeit eine Alternative zu den beiden Hartplätzen geschaffen wird, um auch für die Monate zwischen Oktober und April bessere Trainings- und Wettkampfbedingungen für Nachwuchs- und Erwachsenenmannschaften zu schaffen und eben nicht (mangels Flutlicht auf den Rasenplätzen) teilweise bereits ab dem frühen Herbst bis in das späte Frühjahr hinein auf einem der entweder knüppelharten oder knöcheltiefen, nicht mehr zeitgemäßen Ascheplätze trainieren sowie spielen zu müssen. Lieber Herr Bürgermeister, werfen Sie einen Blick in die Nachbarbergstadt. Es muss nicht der teure Kunstrasenplatz sein…
Wir werden uns aber auch nach Partnervereinen umsehen müssen, mit denen vor allem im Nachwuchsbereich eine vertrauensvolle, konstruktive und beständige Zusammenarbeit möglich ist, um in erster Linie den Jugendlichen, die in den Großfeldaltersklassen spielen, optimale Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu schaffen.
Ihr seht, es gibt viel zu tun. Vor den Spielen meiner Kids, kurz vor dem Anpfiff, werfe ich immer die Frage in die Runde „Gehen wir`s an?“ und erwarte ein lautstarkes „Klar, Mann!“ (an dieser Stelle viele Grüße an Ulli, vielleicht liest du das ja auf hoher See). Wenn ich jetzt via Bildschirm diese Frage an alle, die diesen Artikel gelesen haben, stelle, hoffe ich auf ein ebenso donnerndes Echo, wie ich es in der Regel von den jungen Fußballern in unserem Verein bekomme.
Abschließend möchte ich allen danken, die unsere Arbeit in einem so hohen Maße wertschätzen, dass diese Auszeichnung möglich wurde – knapp 100 Vorschläge, ihr seid verrückt!!!
Und ich möchte mich endlich mal öffentlich bei Moni bedanken, die mir seit Jahren die Freiräume lässt, um meinem Hobby nachgehen zu können, mich unterstützt und mir immer den Rücken freihält.

#Weareone

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