Wenn sechs hartgesottene junge Männer an ungemütlichen und späten Herbstabenden mit schweren Ordnern bepackt in unbeheizten Vereinsheimen und Turnhallen zusammenkommen, dann führen sie offensichtlich irgendetwas im Schilde.
Stundenlang sitzen sie zusammen - debattieren, streiten, zweifeln - bevor sie wieder im Dunkel der Nacht verschwinden. Doch dann, Anfang Februar, lichtet sich langsam der Nebel, die Konturen werden klarer, alles ergibt scheinbar einen Sinn, der Vorhang geht auf für das verrückteste Hallenfußballturnier Sachsens - Das THUMER MITTERNACHTSTURNIER.
Brötchen werden angeliefert, kistenweise Getränke eingelagert, das Hallenparkett wird zur Kampfbahn, das Lehrerzimmer zur Kommandozentrale und der Mattenraum zur Cuba-Libre-Bar. Der altehrwürdige Sozialistenbau an der Wiesenstraße verwandelt sich für zwei Nächte zum absoluten Hotspot des Thumer Nachtlebens.
Den Auftakt zur 28. Auflage des legendären Turniers bildeten am Freitagnachmittag die Frischlinge. Bis auf die neu hinzugekommene Boyzzzzz-Vertretung untersagt sich die Eröffnungskategorie seit Jahren jeglichem Wandel. So trafen auch dieses Mal wieder die alten Bekannten aufeinander. Mit gerade einmal 31 Treffern aus 18 Spielern avancierten die Frischlinge zu einem hart umkämpften und packenden Vergleich, den letztendlich das Team Make Germany Great Again mit Startrainer Werner Lorenz für sich entscheiden konnte. Dieser griff tief in die Trickkiste, umschiffte erfahren die „2-Nichtaktiven-Regelung“ und setzte sich nach einem 1:0-Finalsieg gegen den Motorradtreff Meinersdorf verdient die Krone auf. Im Spiel um Platz 3 bezwangen die Lokalmatadoren des PR Clubs (ihres Zeichens Vor- und Vorvorjahressieger) die Tornados von Rapid Turbine Jahnsbach II wie bereits in der Vorrunde mit 2:1. Eine besondere Erwähnung sollen an dieser Stelle auch nochmal die wackeren Kämpfer des EC Thum finden. Nie waren sie ihrem Ziel (Platz 7) näher, als in diesem Jahr - Doch im Elfmeterschießen versagten ihnen gegen die Boyzzzzz die Nerven. Kämpft weiter, Freunde! Die Zukunft liegt zu euren Füßen!
Mit 33 Treffern ging es nur unwesentlich torreicher bei den Vereinsmeiern weiter. Diese fielen jedoch in nur zehn ausgetragenen Duellen, was einen äußerst traurigen Grund hatte. Im Thumer Derby zwischen den Allstars und den Designerboys krachte André Felber beim Spielstand von 0:1 beim Klärungsversuch mit seinem eigenen Torwart und dem Pfosten zusammen und brach sich bei dieser Aktion das Schienbein. Bange Minuten der Rat- und Hilflosigkeit brachen an bis endlich die Sanitäter und der Notarzt eintrafen, die unseren Sportfreund mit ins Krankenhaus nahmen, wo er sich einer großen Notoperation unterzog. Mittlerweile befindet sich André wieder auf dem Weg der Besserung und kämpft für sein Comeback zum Rückrundenauftakt am 25.03. - #Comebackstronger!
Nach einer knapp einstündigen Unterbrechung war dann nicht mehr wirklich an Fußball zu denken. Die Organisatoren entschlossen sich den Spielmodus anzupassen und nur noch die beiden Gruppenersten gegeneinander antreten zu lassen. Im Finale konnte Mario „Ballack“ Schöne dann endlich seinen Vize-Fluch besiegen und die langersehnte Vereinsmeier-Trophäe in den heimischen Gewölbekeller führen. Mit 1:0 siegten seine Designerboys gegen die Wortakrobaten der Freie Presse, die ebenfalls ein beachtliches Resultat erzielen konnten, gefolgt vom SSV Textima Chemnitz e.V. auf dem dritten Platz und den Newcomern der Muay Thai Schmiede. An dieser Stelle nochmal einen herzlichen Dank an den Thalheimer Ersthelfer, der sich dem Schwerverletzten in besonnener Weise annahm. #Ehrenmann
Mai Tai gabs dann aber trotzdem nicht - Stattdessen öffnete unsere Cuba-Libre-Bar, die sich als heimlicher Gewinner des Wochenendes offerierte. Und mit steigendem Pegel stieg auch wieder die Stimmung und das Spielgerät zappelte nun endlich öfter im Netz, nämlich ganze 3,5x pro Spiel. Als Gruppensieger standen nach einer attraktiven Vorrunde die Sektion Ultras B-Mädels von Rotz gekaaft und die Vorjahres-Vereinsmeiersieger der Bocajuniors Bavaria fest, die sich dann jeweils auch in ihrem Halbfinale durchsetzen konnten und im Finale aufeinandertrafen. Hier zogen Sir Alex Jünger den Kürzeren und verhalfen den Bocajuniors zu dem besonderen Kunststück zwei unterschiedliche Kategorien binnen zweier Jahre zu gewinnen.
Nach den gut besuchten und spannenden Jugendturnieren und dem Schaulaufen der Alten Herren ging es dann am Samstagabend in die zweite Runde dieses großartigen Events.
In der Kategorie der Exoten trafen ebenfalls meist bekannte Gesichter aufeinander. Die Spielzeit wurde auf 10 Minuten angehoben, was zur positiven Folge hatte, dass die Zuschauer mit 78 Toren in 18 Spielen voll auf ihre Kosten kamen. Zum Überraschungsteam des Turniers mauserten sich ganz klar die Womanizer, die sich mit einigen Krokusblüten prominent verstärkten und gemeinsam mit den Wild Impreglon Boys, den Auerbacher Jungs und Konsole Top - Feld Flop ins Halbfinale einzogen. Wie packend und eng es in dieser Kategorie zuging, offenbarten diese hart umkämpften Halbfinalpartien, die erst im 9m-Schießen ihren Sieger fanden. Schlussendlich führte Publikumsliebling Stefan Meiner seine Wild Boys von Impreglon Zwönitz zum 3:1-Finalsieg über die Jungspunde von der Konsole. Zur Belohnung gab es dafür noch ein ansehnliches Erinnerungsfoto mit den Damen der Showgarde - Jumpcrew Borstendorf WSV e.V., die vor und nach dem Finale dem Publikum ordentlich einheizten. Mädels, ihr habts wirklich drauf! Macht weiter so! #AlwaysHardcore
Und dann war es Zeit für die Königsdisziplin, die Meister ihrer Zunft: Die Chaoten. Wie bereits im letzten Jahr spielten die sechs teilnehmenden Mannschaften den Sieger im Jeder gegen Jeden unter sich aus. Dabei gelang den Genius Street Soccer von Trainer Micha Ro das, was im Vorjahr der Eastside gelungen war - Nämlich ein Turnierdurchlauf ohne Punktverlust. Mit einem souveränen, taktisch sauberen und makellosen Vortrag krönten sie sich vollkommen zu recht zu den Königen der Mitternacht. Auf Platz zwei landete das Sauberg Kommando - Wismut Supporter vor dem ESV und seinen Friends.
Danach startete die inoffizielle Aftershowparty, die für die Organisatoren immer eine Besonderheit darstellt. Die Anspannung fällt ab, die Rester werden ausgetrunken, die letzten Knacker unter die hungrigen Mäuler gebracht, die Warmwassertanks der Stadt Thum leergeduscht und die Musik noch einmal voll aufgedreht, während der PR Club und das Sauberg Kommando den erzgebirgischen Flunkyballhallenmeister ausspielen. Das 28. Thumer Mitternachtsturnier ist Geschichte und die Turnhalle wird nun wieder für ein paar Monate für Schul- und Herzsport genutzt, bis… Bis die sechs hartgesottenen jungen Männer wieder an ungemütlichen und späten Herbstabenden mit schweren Ordnern bepackt in unbeheizten Vereinsheimen zusammenkommen und etwas im Schilde führen…
Wir bedanken uns an dieser Stelle bei allen teilnehmenden Mannschaften für ihr Kommen und ihre Fairness, gleichzeitig bei jedem der 570 Zuschauer für die gute und friedliche Stimmung und die volle Empore. Besonders danken wir aber unseren zuverlässigen und treuen Sponsoren und Helfern, die uns jedes Jahr aufs Neue großartig unterstützen und dieses Turnier überhaupt erst ermöglichen.